01.05.2022
Blau-Weiß läuft um die Welt
Die World Marathon Majors (WMM) sind ein seit 2006 bestehender Zusammenschluss der Marathon-Veranstalter von Berlin, Boston, Chicago, London und New York. Seit 2012 gehört auch Tokyo dazu.Der Berlin-Marathon steht bei uns seit langem im jährlichen Laufkalender, so dass wir auch inzwischen mit 18 bzw. 20 Teilnahmen Mitglieder des Jubilee-Clubs sind.
Der Gedanke, die 6 Läufe der WMM zu absolvieren, kam uns erst 2017 bei unserer Teilnahme am Tokyo-Marathon. Mit Bewunderung und etwas Neid schauten wir damals auf die Läufer, die Ihre Sondermedaille für das Absolvieren aller 6 WMM-Läufe mit Stolz trugen. Da wir in Berlin, New York und nun auch Tokyo schon gelaufen waren, wurde für uns schnell klar – London, Chicago und Boston müssen die Ziele unserer nächsten Laufreisen sein.
Mit Chicago 2018 und London 2019 hat das auch alles sehr gut geklappt.
Es blieb noch Boston und auch dafür liefen die Vorbereitungen planmäßig.
Und dann der Schock! Einen Monat vor der Abreise verhängen die USA ein Einreisestopp wegen der Corona-Pandemie. Dann wurde der auch wenige Tage vorher der Marathon in den September verschoben, später ganz abgesagt.
Im Jahr 2021 bestanden immer noch Einreisebeschränkungen, so dass bis auf wenige Ausnahmen keine ausländische Sportler anreisen durften.
Auf diese Art wurde unsere Geduld auf eine lange Probe gestellt.Aber am Karfreitag diesen Jahres hatte das Warten ein Ende.
Über Frankfurt flogen wir nach Boston, um mit 2 Jahren Verzögerung endlich an den Start zu gehen.
Um zu verstehen, warum der Start beim Boston-Marathon ein Traum für jeden Läufer ist, muss man sich die Geschichte anschauen. Boston ist der älteste Stadtmarathon der Welt und fand in diesem Jahr zum 126.!! Mal statt. Boston spielte auch für den Frauensport eine wichtige Rolle. Kathrine Switzer hatte sich 1967 in das nur Männern vorbehaltene Starterfeld geschmuggelt, in dem Sie nur ihre Initialen angab. Als das etwa bei der Hälfte der Distanz auffiel, versuchte der wutentbrannte Veranstalter ihr die Startnummer abzureißen, was aber durch andere Läufer verhindert wurde.
Trotzdem dauerte es noch bis ins Jahr 1972, bis Frauen auch offiziell zugelassen wurden. Das 50-jährige Jubiläum dieses Erignisses wurde beim der diesjährigen Veranstaltung entsprechend gewürdigt.
Für uns ging es dann am Morgen des 18. April mit einem 15-minütigen Fußweg vom Hotel zum Park Boston Common, wo mehrere hundert Busse warteten, um die etwa 30.000 Athleten zum Start in den Vorort Hopkinton zu bringen.
Der Start in Hopkinton erfolgte in 4 Wellen. Die Elite startete 10:00 Uhr und die letzten Läufer überquerten gegen 11:30 die Startlinie. Obwohl weit außerhalb der Stadt herrschte von Anfang an eine unglaubliche Stimmung an der von Zuschauern gesäumten Strecke. Die Anwohner nutzten die Gelegenheit, um mit Musik ein Fest mit der Familie und Nachbarn zu feiern und die Sportler anzufeuern. Die Strecke selbst erwies sich als recht anspruchsvoll, da es doch recht hügelig ist und einige Anstiege zu bewältigen sind.
Einen emotionalen Höhepunkt bildet dann nach 20 Meilen auch der Heartbreak Hill mit etwa 800m Länge. Seinen Namen bekam der Berg nachdem beim Marathon 1936 an diesem Anstieg der spätere Sieger Ellison Brown seinem Konkurrenten Johnny Kelly mit einem überraschenden Antritt überholte und ihm damit “das Herz brach”.
Nach dem Heartbreak Hill geht es hinein nach Boston, wo Tausende Zuschauer die Läufer mit ihrem Zujubeln bis ins Ziel auf der Boylston street begleiten.
Erschöpft aber glücklich, es geschafft zu haben, nehmen wir die Finisher-Medaille des Boston-Marathons und natürlich die Sondermedaille für Six-Star-finisher der World-Marathon-Majors in Empfang.
Am Abend klingt die Veranstaltung bei einem Bier auf der Marathon-Party im Fenway Park Stadion aus.
Auch wenn wir alle diese Eindrücke noch nicht vollständig verarbeitet haben, wird es sicher nicht lange dauern, bis wir über die nächsten sportlichen Herausforderungen nachdenken.