02.05.2020

Blau-Weiß Dahlewitz: Schallmauer in der Corona-Krise durchbrochen

Treue Seele: Vereinschef Stephan Klein engagiert sich seit Langem beim SV Blau-Weiß Dahlewitz.  


(Foto: J.Hofsommer)

Die Schallmauer, die sie nun durchbrochen haben, hatte Stephan Klein sehr gefreut: Die runde Zahl, die das Mitgliederverzeichnis des SV Blau-Weiß Dahlewitz auswies, passte außerdem gut zu seinem Whatsapp-Motto – der Vereinschef hat sein Profil beim Nachrichtendienst mit einem Augenzwinkern mit den Worten „Make Dahlewitz great again“ versehen. Noch größer müsste es eigentlich heißen, denn in den Wochen der Corona-Krise hat der Verein, an dessen Spitze Klein seit 2018 steht – zunächst kommissarisch, 2019 wurde er dann von den Mitgliedern ins Amt gewählt – den stetigen Wachstumstrend fortgesetzt und Mitglied Nummer 700 begrüßt.

Bereits bei der letzten statistischen Erfassung war der SVBWD der größte Sport-Verbund im Landkreis Teltow-Fläming. „Natürlich macht mich das stolz“, sagt Klein, „aber man muss deutlich sagen, dass wir derzeit die Früchte ernten, welche durch die vorausschauende Arbeit in der Vergangenheit gesät wurden. Meine Vorgänger Heinz Ullmann, Heinz Tischer und Hans-Jürgen Schley haben sehr viel richtig gemacht, unterstützt durch Hans Krause und Heinz Nitschke als federführende Mitglieder. Aber auch ohne die gute Zusammenarbeit mit der Gemeinde Blankenfelde-Mahlow wären die Maßnahmen nicht möglich gewesen.“

Nun also bewegt sich Stephan Klein in großen Fußstapfen. Mit dem 37 Jahre alten Projektleiter hat einer aus der jüngeren Generation Verantwortung übernommen. Die Weichen hatten Ehrenamts-Kollegen gestellt, die ebenfalls seit Jahrzehnten den Mehrsparten-Verein prägen. „Michael Mix und Arno Polster haben in meiner Jugendzeit meine Begeisterung für ehrenamtliche Arbeit geweckt und gefördert“, berichtet Stephan Klein. „Für mich war und ist es selbstverständlich, dem Sportverein, der mich sportlich fördert, sowie der Gesellschaft durch ehrenamtliche Arbeit etwas zurück zu geben. Für mich ist der Verein einfach eine Herzensangelegenheit geworden“, sagt Stephan Klein, der in dieser Woche mit der blau-weißen Familie einen Schicksalsschlag verkraften musste.

Sein erster Jugendtrainer, Rolf Rochowiak war im Alter von 62 Jahren verstorben – er war 26 Jahre lang Nachwuchstrainer der Abteilung Tischtennis. Auch Stephan Kleins Laufbahn hatte 1994 unter seiner Regie begonnen – schon als Jugendlicher fungierte der ehemals aktive Handball- und Tischtennisspieler als Mannschaftsführer einer Herrenmannschaft. Auch während seiner Zeit beim MTV Wünsdorf (1998 bis 2002, zwei Jahre Abteilungsleiter Tischtennis, Ausbildung als Jugendtrainer) und beim Mahlower SV (2002 bis 2012 Jugendtrainer, 2008 bis 2012 Jugendwart) übernahm er viel Verantwortung, bevor er 2012 nach Dahlewitz zurückkehrte und ab 2014 dort wieder als Ehrenamtler tätig wurde: vier Jahre lang als Abteilungsleiter und Jugendwart der Abteilung Tischtennis, von 2018 bis 2019 als stellvertretender und kommissarischer Vorsitzender des stetig wachsenden Mehrspartenvereins, der seit 1999 (346) seine Mitgliederzahl mehr als verdoppelt hat. „Wir nähern uns inzwischen der Kapazitätsgrenze und sind verwaltungstechnisch ziemlich am Limit angekommen“, berichtet Stephan Klein, der sich besonders über die stark verbesserte Jugendarbeit, so in den Abteilungen Handball, Fußball und Tischtennis freut. „Aber auch der Zusammenhalt und die Zusammenarbeit mit den anderen Vereinen in der Gemeinde hat sich in den zurückliegenden Jahren deutlich verbessert.“ Viel zu tun für die Mannschaft im Hintergrund. „Wöchentlich wende ich rund 25 Stunden für die Vereinsarbeit auf“, berichtet Stephan Klein.

Die Liste der Aufgaben eines Vereinschefs, das alltägliche, oft mühevolle Klein-Klein der Formalitäten, ist lang wie die Vereinsgeschichte: Anträge erarbeiten und Bauvorhaben planen, Vereinsordnungen entwickeln und fortschreiben, die Koordination für Arbeitsgruppen, Ausarbeitung von Konzepten für Kinderschutz und die Sponsorengewinnung, die Mitarbeit am Vereinsstammtisch der Gemeinde, die Planung von Veranstaltungen und die Digitalisierung des Vereinsarchivs, das die traditionsreiche Historie – im kommenden Jahr feiert Blau-Weiß sein 100-jähriges Jubiläum.

Das Engagement wissen auch seine Vereinskollegen zu schätzen: „Bevor er den Vorsitz übernommen hat, hat Stephan schon mehrere Jahre erfolgreich die Geschicke der Abteilung Tischtennis gelenkt“, sagt Björn Ziedrich, der die Sektion nun führt, „damals wurden mehrere Landesmeisterschaften ausgerichtet. Falls Corona es zulässt, können wir in den Wochen um den Jahreswechsel zum dritten Mal als Ausrichter der Tischtennis-Landesmeisterschaften und erstmals der Norddeutschen Meisterschaften den Verein präsentieren. Den Vorsitz hat Stephan Klein ohne großes Zögern in einer für Blau-Weiß schwierigen Situation übernommen. Er hat dieses Amt sofort und sehr gut ausgefüllt, investiert sehr viel Freizeit und lebt den Verein.“

Und werkelt viel hinter den Kulissen. „Durch die Corona-Krise wird man vielleicht weniger abgelenkt“, sagt Klein. Trainings- und Spielbetrieb ruhen ja seit Wochen, „aber der Aufwand wird nicht geringer.“ Viele Hände packen mit an in Dahlewitz, das Technikteam hält zum Beispiel schon lange die Vereinsanlagen instand und der Vereinschef hofft, dass sich die Zahl der Helfer bei Blau-Weiß vergrößert: „Wenn die Arbeit weiterhin auf so wenige Schultern verteilt bleibt, sind die Ehrenamtlichen irgendwann ausgebrannt und leisten nicht mehr die Arbeit wie sie es könnten oder ziehen sich gar im schlimmsten Fall vom Ehrenamt zurück.“

Quelle: MAZ-Online, Lars Sittig, Märkische Allgemeine Zeitung 24.04.2020 / 14:54 Uhr